Gold-, Silber- und Perlensticker*innen bringen Stickereien und Ziernähte an Kleidungsstücken und sonstigen textilen Gebrauchsgegenständen an. Außerdem reparieren und restaurieren sie Stickereien (vor allem alte, kostbare Kleidungsstücke in Museen, Messgewänder usw.). Dafür verwenden sie verschiedenfarbige Garne, Lederriemchen, Metallfäden- und -plättchen, Flitter sowie verschiedenartige Perlen. Sie spannen die Stoffteile in Stickrahmen und sticken die vorgegebenen oder selbst entworfenen Muster aus. Sie arbeiten gemeinsam mit ihren Kolleg*innen in Werkstätten des Stickereigewerbes. Gegebenenfalls arbeiten sie auch mit Fachkräften aus dem Bereich Textilgestaltung und Modedesign zusammen.
Wo man arbeitet
Gold-, Silber- und Perlensticker*innen führen alle Stickereien in Handarbeit aus. Dabei verwenden sie in erster Linie verschiedenfarbige Garne, aber auch Metallfäden, Flitter, Perlen usw. Sie führen die Stickereien in verschiedenen Stickarten aus, z. B. in Nadelmalerei (gestickte Bilder), Gold- und Silbergespinststickerei mit Metallfäden, Perlen-, Flitter- und Folienstickerei (Folien sind kleine Metallplättchen) oder die Applikation (hierbei nähen sie verschiedenfarbige Stoff- oder Lederstücke auf einen Grundstoff auf).
Die Vorlagen für die Stickereien werden von den Gold-, Silber- und Perlensticker*innen entweder selbst angefertigt oder sind bereits vorgegeben. Die Muster übertragen sie mittels Pausverfahren oder Kreidepapier auf den zu bestickenden Stoffteil. Dann spannen sie diesen in einen Stickrahmen ein und sticken das vorgestochene Muster aus.
Zu ihren wichtigsten Arbeitsbereichen gehören Paramentenstickerei (Kirchentextilien wie z. B. Priester- und Ministrantenkleidung, Altartücher), Fahnen- und Abzeichenstickerei, Theater- und Kostümstickerei, Modestickerei (z. B. Abendkleider, Trachtenkostüme) und die Uniformstickerei (Rangabzeichen, Sterne).
Womit man arbeitet
Gold-, Silber- und Perlensticker*innen verwenden in erster Linie verschiedenfarbige Garne, häufig aber auch Materialien wie Lederriemchen, Metallfäden, -plättchen und -spiralen, Flitter sowie Perlen aus Glas, Keramik, Holz oder Kunststoff. Sie arbeiten mit Stoffen, Nadeln, Stickrahmen, Kreidepapier und orientieren sich an Vorlagen, Mustern und Zeichnungen.
Wie man arbeitet
Gold-, Silber- und Perlensticker*innen arbeiten in Werkstätten meist kleiner und mittlerer Betriebe des Stickereigewerbes, aber auch in Theaterunternehmen. Sie arbeiten gemeinsam mit ihren Berufskolleg*innen und ihren Vorgesetzten. Teilweise haben sie auch Kontakte zu Textilmusterzeichner*innen (siehe °Textilmusterzeichner*in#), zu °Modedesigner*in#nen oder Künstler*innen, die Mustervorlagen entwerfen (z. B. °Kostümbildner*in#) und zu Kund*innen.
Was man macht
- Vorlagen für die Stickerei anfertigen oder vorgegebene Entwürfe verwenden
- Muster mit einer Stechmaschine oder mit Pauspapier auf den zu bestickenden Stoffteil übertragen
- Stoffteile in einen Stickrahmen einspannen
- Muster aussticken
- fertige Stickerei auf Fehlerfreiheit kontrollieren und nötigenfalls ausbessern
- Stickereien auf historischen Textilien (z. B. auf Kirchengewändern, historischen Kostümen, alte Fahnen) ausbessern
Für wen man arbeitet
- Klein- und Mittelbetriebe des Gold-, Silber- und Perlenstickergewerbes
- Maschinstickereibetriebe
- Museen (für Restaurationsarbeiten)
- Theater (Kostümstickerei)
Wie man sich weiterbilden kann
Gold-, Silber- und Perlensticker*innen sind beruflich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Voraussetzung für Erfolg in diesem Beruf ist es, immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung zu bleiben und das Fachwissen, die Methodenkompetenzen und sozialen Kompetenzen laufend zu ergänzen und zu vertiefen.
Für Gold-, Silber- und Perlensticker*innen gibt es nur relativ wenige fachspezifische Weiterbildungsmöglichkeiten. Weiterbildungseinrichtungen wie z. B. das Berufsförderungsinstitut (BFI) und das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) bieten vor allem in relevanten kaufmännischen Bereichen (z. B. Betriebsführung, Verkauf und Marketing), mitunter aber auch in gestalterischen Bereichen Kurse und Lehrgänge an.
Zur Vermittlung von Anwendungskenntnissen neuer Techniken (z. B. Software für die Gestaltung von Mustern) bieten Herstellerbetriebe eigene Schulungen an. Die meisten Weiterbildungsmöglichkeiten werden betriebsintern angeboten. Außerdem ermöglicht der Besuch von Messen, Verkaufsveranstaltungen, Branchenevents Weiterbildung zu neuen Entwicklungen auf dem Modesektor.
Aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks auf die österreichische Textil- und Bekleidungsbranche durch billigere ausländische Produkte und den zunehmenden Automatisierungsgrad der industriellen Fertigung ist die laufende Weiterentwicklung durch Weiterbildung und Spezialisierung für Fachkräfte in diesem Bereich besonders wichtig. Dadurch die hohe Qualität ihrer Arbeit und die laufende Weiterentwicklung ihrer spezialisierten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen bleiben Gold-, Silber- und Perlensticker*innen konkurrenzfähig und finden alternative Beschäftigungsmöglichkeiten vor, insbesondere in anderen Bereichen der Textil- und Modebranche.
Möglichkeiten zur beruflichen Höherqualifizierung bieten außerdem Vorbereitungs- und Aufbaulehrgänge für Berufstätige an berufsbildenden höheren Schulen, insbesondere an Bundeslehranstalten für Mode.
Mit dem Abschluss eines Aufbaulehrganges (3 Jahre) ist neben einer höheren Fachqualifikation außerdem die Matura verbunden, die ein Studium an Fachhochschulen und Universitäten ermöglicht.
Studium ohne Matura:
Für ein Studium an einer Fachhochschule, Universität oder Pädagogischen Hochschulen ist normalerweise die Matura einer Allgemeinbildenden (AHS) oder Berufsbildenden Höheren Schule (BHS) erforderlich.
Es bestehen aber auch andere Zugangsmöglichkeiten:
- Berufsreifeprüfung (Lehre mit Matura): Die Berufsreifeprüfung, die du bereits während deiner Lehrzeit beginnen kannst, ist eine vollwertige Matura, mit der du uneingeschränkten Zugang zum Studium hast.
- Studienberechtigungsprüfung: Die Studienberechtigungsprüfung kannst du vor Beginn eines Studiums ablegen. Sie ermöglicht den Zugang zu einem bestimmten Studium.
- ohne Matura mit Berufsausbildung und Berufserfahrung: Fachhochschulen bieten außerdem meist die Möglichkeit mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung (insb. Lehre oder Berufsbildender Mittlerer Schule (BMS)) und mehrjähriger Berufserfahrung auch ohne Matura ein facheinschlägiges (d. h. mit der Berufsausbildung fachlich verwandtes) Bachelorstudien zu beginnen. Meist müssen dazu einzelne Zusatzprüfungen absolviert werden.
Weiterführende Bildungsmöglichkeiten und Höherqualifizierung:
Was du mitbringen solltest
In jedem Beruf brauchst du spezielles fachliches Know-how, das in der Aus- und Weiterbildung vermittelt wird. In den beiden Menüpunkten Ausbildung und Weiterbildung findest du Informationen zu Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für diesen Beruf.
Es gibt auch Kompetenzen, Fähigkeiten und Eigenschaften, die in allen Berufen wichtig sind. Dazu gehören besonders:
- Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit
- genaues und sorgfältiges Arbeiten
- selbstständiges Arbeiten
- Einsatzfreude
- Verantwortungsbewusstsein
- Fähigkeit und Bereitschaft mit anderen zusammen zu arbeiten (Teamfähigkeit)
- Lernbereitschaft
Die folgende Liste gibt dir einen Überblick über weitere allgemeine Anforderungen, die in DIESEM Beruf häufig gestellt werden. Diese können natürlich je nach Betrieb, Institution oder Organisation sehr unterschiedlich sein.
DENK DARAN: Viele dieser Anforderungen sind auch Bestandteil der Ausbildung.
Hinweis: Die Begriffe werden in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.
Körperliche Anforderungen: Welche körperlichen Eigenschaften sind wichtig?
- Auge-Hand-Koordination
- Fingerfertigkeit
- gutes Sehvermögen
- Unempfindlichkeit gegenüber künstlicher Beleuchtung
Fachkompetenz: Welche Fähigkeiten und Kenntnisse werden von mir erwartet?
- Gefühl für Farben und Formen
- gestalterische Fähigkeit
- gutes Augenmaß
- handwerkliche Geschicklichkeit
- räumliches Vorstellungsvermögen
Sozialkompetenz: Was brauche ich im Umgang mit anderen?
- Kommunikationsfähigkeit
- Kund*innenorientierung
Selbstkompetenz: Welche persönlichen Eigenschaften sollte ich mitbringen?
- Ausdauer / Durchhaltevermögen
- Flexibilität / Veränderungsbereitschaft
- Geduld
- Modebewusstsein
Methodenkompetenz: Welche Arbeits- und Denkweisen sind wichtig?
- Kreativität
- systematische Arbeitsweise
Was es noch gibt
Verwandte Lehrberufe
Durch die Verwandtschaftsregelung wird die Ausbildung in einem Lehrberuf auf Teile der Lehrzeit in anderen (verwandten) Lehrberufen angerechnet. Dadurch verkürzt sich die Lehrzeit bei der Ausbildung in einem weiteren Lehrberuf (oder auch beim Wechsel auf einen verwandten Lehrberuf). In manchen Fällen wird die Lehrzeit und die Lehrabschlussprüfung auch vollkommen ersetzt.
Bei folgenden verwandten Lehrberufen verkürzt sich die Lehrzeit im Ausmaß der angegebenen Lehrjahre. (Beispiel: Der Eintrag „1. voll“ bedeutet z. B., dass sich die Lehrzeit im verwandten Lehrberuf um ein Jahr verkürzt.)
- °Bekleidungsgestaltung (Modullehrberuf)#
- °Einzelhandel – Textilhandel (Lehrberuf)#
- °Gold- und Silberschmied*in und Juwelier*in (Lehrberuf)#
- °Metalldesign – Gravur (Lehrberuf)#
- °Textilchemie (Lehrberuf)#
- °Textilgestaltung – Posamentiererei (Lehrberuf)#, „1. voll“
- °Textilgestaltung – Stickerei (Lehrberuf)#, „1. voll“
- °Textilgestaltung – Strickwaren (Lehrberuf)#, „1. voll“
- °Textilgestaltung – Weberei (Lehrberuf)#, „1. voll“
- °Textilreiniger*in (Lehrberuf)#
- °Textiltechnologie (Lehrberuf)#
Alternativen (Auswahl)
Alternative Berufe sind Berufe, die entweder eine ähnliche Ausbildung oder ähnliche Aufgaben- oder Tätigkeitsbereiche haben, wie der Beruf, über den du dich gerade informierst. Die Ähnlichkeit kann auch in den Arbeitsmaterialien, den Arbeitsumgebungen liegen oder in der Art, wie du mit anderen Menschen zusammenarbeitest.
Diese Liste soll dir bei der Überlegung helfen, welche Berufe und Ausbildungen für dich noch interessant sein könnten und dich auf weitere Ideen bringen.
- °Bekleidungsgestaltung (Modullehrberuf)#
- °Einzelhandel – Textilhandel (Lehrberuf)#
- °Gold- und Silberschmied*in und Juwelier*in (Lehrberuf)#
- °Kostümbildner*in#
- °Metalldesign – Gravur (Lehrberuf)#
- °Modedesigner*in#
- °Textilchemie (Lehrberuf)#
- °Textildesigner*in#
- °Textilgestaltung – Posamentiererei (Lehrberuf)#, „1. voll“
- °Textilgestaltung – Stickerei (Lehrberuf)#, „1. voll“
- °Textilgestaltung – Strickwaren (Lehrberuf)#, „1. voll“
- °Textilgestaltung – Weberei (Lehrberuf)#, „1. voll“
- °Textilreiniger*in (Lehrberuf)#
- °Textiltechnologie (Lehrberuf)#
Lehre und Matura
Mit einer erfolgreich abgeschlossenen Lehre und vier weiteren Prüfungen erlangst du die Berufsmatura (Berufsreifeprüfung). Diese öffnet dir den Zugang zu Universitäts- und Fachhochschulstudien. Außerdem ermöglicht sie zusätzliche Karrierewege im erlernten Beruf, aber auch außerhalb des bisherigen Berufsfeldes.
Und so geht es:
Die Berufsmatura besteht aus vier Teilprüfungen: Deutsch (schriftlich und mündlich) und Mathematik (schriftlich), eine lebende Fremdsprache (schriftlich oder mündlich) und ein Fachbereich (schriftliche Prüfung oder Projektarbeit und mündliche Prüfung). Der Fachbereich ist ein Thema aus dem Berufsfeld des Kandidaten/der Kandidatin.
Wie funktioniert die Vorbereitung?
Die Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung erfolgt in Vorbereitungskursen, die von Erwachsenenbildungseinrichtungen (z. B. WIFI, BFI, Volkshochschulen), Berufsschulen oder höheren Schulen (z. B. AHS, HAK, HTL, HLW) angeboten werden. In solchen Lehrgängen können auch die jeweiligen Teilprüfungen abgelegt werden. Drei der vier Teilprüfungen können bereits während der Lehre abgelegt werden. Zur letzten Teilprüfung kannst du nach erfolgreichem Lehrabschluss, aber nicht vor dem 19. Geburtstag antreten.
Durch ein Förderprogramm, können die Vorbereitungskurse und die Prüfung seit September 2008 in ganz Österreich kostenlos angeboten werden. Zur konkreten Ausgestaltung der Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung bestehen in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Modelle. Informationen bieten u. a. die Bildungseinrichtungen und die Lehrlingsstellen der Wirtschaftskammern.
Link: Häufig gestellte Fragen!
WKO-Bildungspfade:
Die WKO-Bildungspfade geben dir einen Überblick über durchgängige Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten in unterschiedlichen Berufen am Beispiel der WKO Bildungsangebote. Der Bildungspfad Berufsreifeprüfung steht in allen Lehrberufen offen:
Selbstständigkeit
Selbstständigkeit
Die Möglichkeit einer selbstständigen Berufsausübung ist gegeben durch:
Freies Gewerbe:
- Gold-, Silber- und Perlensticker
Informationen zum „Freien Gewerbe“: freie Gewerbe erfordern in der Regel keinen Befähigungsnachweis, sondern lediglich eine Anmeldung bei der Gewerbebehörde. Grundsätzlich richtet sich der Gewerbeumfang nach dem Wortlaut der Gewerbeanmeldung.
Liste der Freien Gewerbe:
ALLGEMEINE HINWEISE:
Für jede Tätigkeit, die Sie selbstständig, regelmäßig und mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, ausüben wollen, brauchen Sie eine Gewerbeberechtigung (Ausnahme: Freie Berufe). Diese erhalten Sie durch Anmeldung bei der Gewerbebehörde (Bezirkshauptmannschaft, Magistrat).
Unabhängig von einem etwaigen Befähigungsnachweis müssen sie dafür folgende Voraussetzungen erfüllen:
- das 18. Lebensjahr muss vollendet sein
- österreichische Staatsbürgerschaft oder Staatsbürgerschaft eines anderen EU-Mitgliedstaates (oder eines Staates, mit dem ein entsprechender Staatsvertrag besteht) oder es liegt ein gültiger Aufenthaltstitel vor, der zur selbstständigen Tätigkeit berechtigt
- keine Ausschließungsgründe (z. B. abgewiesene Konkursanträge, Bestrafung wegen Finanzstrafdelikten)
In allen Fällen einer selbstständigen Berufsausübung (ob im Rahmen eines Gewerbes oder als freiberufliche Tätigkeit) ist diese bei der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft und dem zuständigen Finanzamt zu melden.
Weitere Informationen und Kontakte:
- Weitere Informationen über die Gewerbeordnung, Befähigungsnachweise, Kontaktmöglichkeiten usw. finden Sie unter Wirtschaftskammer Österreich – Gewerberecht.
- Weitere Informationen zur Unternehmensgründung, Kontaktmöglichkeiten usw. finden Sie unter Gründerservice der Wirtschaftskammer Österreich.